Im Vertrauen auf die Führung Gottes ist Mutter Franziska ihren Weg gegangen, der durch Dunkel und Hilflosigkeit, durch Verkennung und Beschuldigungen hindurchführte. Sie wollte den Weg ihres verkannten, verfolgten und verleumdeten Meisters gehen. In einem Brief, den sie am 20. September 1883 geschrieben hat, bringt sie ihre Bereitschaft, zu kämpfen und zu leiden, zum Ausdruck:
„O wie sehnt sich meine Seele nach Gott; ich wünsche, aufgelöst zu sein. Doch jetzt heißt es noch zu kämpfen, damit die Seele von ihren Fehlern gereinigt werde, um den heiligen Gott schauen zu dürfen. Fast könnte es scheinen, ich wäre eine kampfmüde Tochter geworden, doch in Wirklichkeit will ich nichts anderes als kämpfen und leiden und durch Leiden eingehen in die ewige Herrlichkeit.“
In ihrer Gemeinschaft wollte Amalia Streitel (jetzt mit dem Schwesternnamen Schwester Franziska vom Kreuz) die Ideale des heiligen Franziskus verwirklichen. Deshalb hat sie die Regel des klösterlichen Dritten Ordens des heiligen Franziskus von Assisi gewählt.
Wie Franziskus ging sie den Weg des Evangeliums in Einfachheit und Bescheidenheit, sich stets an die letzte Stelle setzend und zu jedem Dienst bereit. Ihre Hauptsorge galt zeit ihres Lebens den Notleidenden und Kranken, ehrte sie doch gerade in ihnen den arm gewordenen Christus.
„Was immer ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)
Am 6. März 1911 starb Amalia Streitel in Castel San Elia (50 km nördlich von Rom), wo sie die letzten Jahre ihres Lebens in Gebet und stillem Dienen verbracht hatte.
Und das gab sie ihren Schwestern mit:
- Die Treue zu ihrer Berufung die sie mit 17 Jahren zum 1. Mal deutlich verspürte
- Die Suche nach einer Erneuerung und Vertiefung des Ordenslebens
- Der Wunsch dem armen und gekreuzigten Jesus nachzufolgen wie ihr Vorbild der hl. Franziskus
- Das stete Suchen nach dem Willen Gottes
- Die Bereitschaft dem Rat ihrer Beichtväter und geistlichen Führer zu folgen, wenn sie nicht selbst etwas als ganz richtig erkannte
- Die Haltung einer tiefen Ehrfurcht und liebenden Sorge für die Armen
- Die Bereitschaft zum Neuaufbruch, auch nach Jahren der Leitung
- Das ehrliche Ringen der bewusst gewordenen geistlichen Einsichten nicht zu verleugnen
- Die Liebe zur Armut und Demut (richtige Selbsteinschätzung)
- Den Kontakt mit Gott auch während der Arbeit bewahren
- Sich Gott ganz anvertrauen und nur den einen Wunsch haben, dass Sein Wille geschehe,
- Das tiefe Erkennen ihrer eigenen Unzulänglichkeit, aber auch der Kraft der Gnade
- Ihre Liebe zum Gekreuzigten durch die sie die Heilkraft der Liebe erfährt
- Ihre Treue zur Kirche, auch in ihrer Armseligkeit und Sündhaftigkeit