Was uns trägt
Sr. Regina
„Lange bevor ich war, hat sich einer für mich entschieden: Jesus Christus. Jetzt liegt es an mir, seine Entscheidung anzunehmen.“ Diese „Worte“ die wie ein Cantus firmus in der Musik in meinen Ohren klingen. Sie begleiten mich schon Jahrzehnte, und haben meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gebündelt und mir zu verstehen gelehrt, was Gott für mein Leben plante. Auch wenn ich in einer Klosterschule erstmals mit Gott in Berührung gekommen bin, glaube ich fest daran, dass Gott längst im Spiel war und seine Entscheidung für mich prägend begonnen hat, ohne dass ich es ahnte. Mit etwa 14 -16 Jahren zog es mich immer wieder in die Schulkapelle. In diesem Raum fühlte ich mich unerklärlich und wortlos allein sehr wohl. In dieser Zeit kam ich erstmals in Berührung mit Schwestern unserer Gemeinschaft. Ihre natürliche und bodenständige Fröhlichkeit, Heiterkeit, Gesprächsfreudigkeit und unkomplizierten Begegnungen, faszinierten mich. Dass daraus mein Berufungsweg genährt wird, hätte ich mir nie träumen lassen. Ja, Gottes Wege sind unberechenbar. Irgendwann wollte ich mehr wissen, über die Schwestern, das Haus kennen lernen und meine vielen Fragen ins Wort bringen. Unspektakulär erlaubte ich meiner Neugier nachzugehen und lernte ich bei einem Besuch das Simmeringer Schwesternhaus und die Schwestern kennen. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo meine innere Stimme mich anfragte: wäre das nicht auch etwas für dich? Meine erste Reaktion : nein, ich will so eine seltsame Kleidung, die die Schwestern (damals) tragen, nie tragen. Zwei Jahre später habe mich entschieden, bei den Schwestern in Simmering einzutreten. Zugleich merkte ich meine wachsende und reifende Beziehung zu dem, der sich für mich entschieden hat und der auch die Zusage gab: „Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ (Mt,28,20)
Sr. Susanna von der Menschwerdung Gottes
Warum ich bin? Weil Gott mich ins Leben gerufen hat! Warum ich für diesen Gott leben möchte? Weil Er mich zuerst geliebt hat! (vgl. 1 Joh 4,19) Und das auf eine so überwältigende Weise, dass ich einfach nur Ja sagen konnte und kann. Warum ich gerade als Franziskanische Schwester von der Schmerzhaften Mutter für Gott lebe? Zunächst ganz schlicht, weil Er mich dieser Gemeinschaft „über den Weg laufen“ ließ. Aber tiefer geschaut, weil ich das, was in mir ist, mir wichtig ist, in dieser Gemeinschaft fand, erlebe und leben kann – mit aller Begrenzung von mir und der Gemeinschaft: Im Laufe der Zeit erkannte ich, dass mir Franziskus in seiner Einfachheit und Radikalität, in seinem Suchen und Versuchen sehr nahe ist. Und ich spürte und spüre, dass mir die kontemplative (karmelitische) Seite, die die Gemeinschaft „im Grund“ prägt und bewegt, sehr wichtig ist. Und ich liebe die Internationalität unserer Gemeinschaft, das Wissen, dass wir an vielen Orten der Welt gemeinsam unterwegs sind. (Ein Interview mit Sr. Susanna über ihre Berufung findest Du auf Youtube.)
Sr. Elisabeth von der Gnade Gottes
Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, wann ich die Gemeinschaft kennen gelernt habe, aber es war noch während meiner Schulzeit, so mit 17, 18 Jahren. Eine Schwester lud mich damals zum monatlichen Abendgebet für junge Menschen ein. Die Gestaltung dieses Gebetes mit rhythmischen Liedern, das freie Fürbittgebet, der Glaubensaustausch, die offenen Türen im Kloster und die so menschlichen und natürlichen Gespräche bei der Agape nach dem Gebet waren Dinge, die mich sehr angesprochen haben. Und so wurde das franziskanische Abendlob im Laufe der Jahre zu einem Fixpunkt in meinem Kalender. Eingetreten bin ich mit 27 Jahren, das heißt es verging schon viel Zeit, bis ich in meinem Inneren die Anfrage Gottes an mich hören und zulassen konnte: Ist das vielleicht auch dein Weg? In dieser Zeit des Suchens und Fragens war es für mich wichtig, mit jemandem über meine Gedanken und Gefühle, Fragen und Zweifel reden zu können. Und so konnte schließlich Ja sagen zu Gottes Ruf, zu meiner Berufung. Nach wie vor sind mir das gemeinsame Gebet, die gegenseitige Unterstützung wie in einer Familie, das Teilen unseres Glaubens, das gemeinsame Unterwegssein und die franziskanischen Werte wie z. B. Einfachheit, Schöpfung – Nachhaltigkeit, Stille wichtig. Ich freue mich, dass das Ordensleben für mich der Weg geworden ist, wo ich mein Menschsein am besten verwirklichen kann!
Sr. Theresa
Wenn ich heute auf meine Berufung zum Ordensleben zurückblicke, muss ich sagen, es war und ist eine große GNADE. Ich habe wie Simon und Andreas Gottes Ruf Gehör geschenkt und bin ihm wie sie auch mit manchen Schwierigkeiten gefolgt. Im Laufe meines Lebens ist Simon Petrus ein treuer Begleiter geworden. Wie er so manche Glaubensfragen an seinen Meister hatte, so habe auch ich in den 47 Jahren Ordensleben vieles gefragt, gesucht, erlitten, erlebt, versucht, gewagt … Immer wieder fragt Jesus auch mich: „Liebst du mich?“ Und ich sage freudig: „Du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe!“
Sr. Michaela
Ich bin bereits in sehr jungen Jahren in die Gemeinschaft eingetreten und fühle mich immer noch getragen und geborgen von Gott und am richtigen Platz. Jeder Mensch hat eine Berufung, eine ganz persönliche, die keiner anderen gleicht. Ich durfte und darf immer wieder erleben, dass Gott mit mir auf meinem Weg geht. Manchmal geht der Weg über Steine, manchmal bergauf, mal bergab, mal links oder rechts, je nachdem wofür ich mich entscheide. Manchmal sind es leichte Wege, manchmal sind es schwierige. Oft merke ich nicht, dass Gott mit mir geht, dann muss ich wieder bewusst Seine Nähe suchen. Ich bin dankbar, dass ich Jesu Barmherzigkeit und Liebe erfahren durfte und weiterhin erfahre. Diese Liebe und Barmherzigkeit versuche ich an die Kinder und Eltern, denen ich im Kindergarten begegne, weiterzuschenken, dass auch andere Seine Liebe erfahren dürfen und beschenkt und bereichert ihren eigenen Weg der Berufung gehen können.
Sr. Gudrun von der Treue Gottes
„Gott ist nur Liebe. Wagt für die Liebe alles zu geben. Gott ist nur Liebe. Gebt euch ohne Furcht.“ Diese Erfahrung eines unendlich liebenden Gottes habe ich in meinem eigenen Leben gemacht und deshalb hat Ordensleben für mich Sinn. Das Leben in Gemeinschaft ist für mich Herausforderung und Hilfe zum Wachstum. Die Gemeinschaft ist mir Spiegel und Korrektiv. Sie unterstützt mich und ermöglicht mir, Zeit für viele Menschen zu haben. Das gemeinsame Ziel – Gott mit ganzem Herzen zu suchen in allen Verkleidungen der Welt – ist das Verbindende über alles Unterscheidende hinweg.
Sr. Annemarie
Ich freue mich, dass ich in dieser Gemeinschaft sein darf. Ich habe mich vor 48 Jahren dazu entschieden, ich war sehr jung. Heute bin ich immer noch davon überzeugt, dass dieser Weg für mich der richtige war und ist. Warum ist es für mich immer noch schön? Ich kann es nicht mit Worten ausdrücken. Ich weiß nicht, wie man Glück und Freude auf „Papier“ ausdrückt. Es ist ein innerer Halt, den ich nicht beschreiben kann … ein Weg, den ich gehe und von dem ich nicht immer weiß, wohin er geht. Das Vertrauen auf Gott lässt mich auch scheinbar unmögliche Wege gehen.