Einen herzlichen Gruß aus Rumbek!
Heute schreibe ich ein bisschen zu meinem Dasein im Südsudan. Nachdem es heute nicht so heiß ist – es hat viel geregnet – bin ich nicht so müde wie sonst.
Rumbek (s. Karte am Ende) ist ein kleines Dorf, und nachdem jetzt Regenzeit ist, mitten im Grünen. Die Loretoschwestern, bei denen ich wohne, weil ich an ihrer Schule die Lehrer im Auftrag von SSS unterrichte, haben ignatianische Spiritualität und werden bei uns Mary Ward Schwestern oder Englische Fräulein genannt. Die Loretoschwestern führen hier eine Secondary School für Mädchen. Ganz wenige sind 14, die meisten zwischen 16 und 20 Jahre. Die Mädchen sind in vier Klassen, Senior 1 bis Senior 4 eingeteilt. Es sind ungefähr 90 Mädchen, die hier im Internat sind und vollständig versorgt werden. Deshalb gibt es auch abends und morgens einen Generator, der Licht und Wasserversorgung regelt. Zurzeit regnet es sehr viel, und so gibt es keine Wasserprobleme. Die drei irischen Schwestern werden von ihrer Gemeinschaft sehr unterstützt.
Ich unterrichte im Auftrag von SSS die Lehrer nach ihrem Vormittagsunterricht von 14.00 – 16.00 Uhr. Das ist eine mühsame Zeit, aber die 7 Lehrer (6 Volksschullehrer und ein Lehrer aus der Secondary School) sind sehr interessiert und intelligent. Ich versuche in jeder Doppelstunde Lernspiele einzubauen, die sie eins zu eins umsetzen könnten. Sie haben Freude daran, aber die Umsetzung wird wohl noch dauern. Am Vormittag mache ich bei ihnen Unterrichtsbeobachtung und versuche ihnen, andere Methoden als auf die Tafel schreiben, gemeinsam im Chor wiederholen und dann abschreiben lassen, beizubringen. Das ist ein eher mühsames Unternehmen. So gebe ich ihnen ganz konkrete Dinge mit, die sie im Unterricht (Volksschule) ausprobieren sollen und dann in unserer gemeinsamen Unterrichtszeit vorstellen müssen. Sie wissen, dass ich komme, und das ist vielleicht der entscheidende Grund, dass sie etwas versuchen.
Der Volksschulunterricht findet im Freien unter Bäumen statt. Ich muss von dort, wo ich wohne (direkt neben der Secondary School), ca. 10 Min. gehen – mitten durch den Urwald. Es ist geplant, im nächsten Jahr hier eine Volksschule zu bauen mit allem, was dazu gehört (vor allem die Unterbringung und Versorgung der Lehrer und die Versorgung der Kinder). Das Land, das die Loretoschwestern dafür zur Verfügung gestellt bekommen haben ist riesig.
Die Kinder sitzen derzeit auf „Bänken“ die aus starken Ästen gemacht sind. Jedes Kind hat ein Heft (oft nicht mehr als solches erkennbar) und eine Kuli. Sie können allerdings die Buchstaben nicht wirklich und vor allem wissen sie nicht, wo sie schreiben sollen. Sie schreiben irgendwo ins Heft – nicht Seite nach Seite und nicht in eine Richtung. Die Lehrer sagen es ihnen leider nicht klar genug und teilweise schreiben sie selber von hinten nach vorne (arabischer Hintergrund) oder sonst irgendwo.
Am Wochenende war ich bei den großen Mädchen und habe ihnen Mensch ärgere nicht beigebracht. Diese Woche habe ich für eine Schwester, die nach Juba zu einer Konferenz musste, die Geschichtsstunden in einer Klasse übernommen. Ich bin auch statt einer anderen Schwester, die Malaria bekam, eingesprungen. Allerdings war die Vorbereitungszeit zu kurz, und so habe ich statt Geografie selber etwas mit den jungen Mädchen gemacht – zum Thema: positive Ermutigung. Viele Mädchen haben mich schon gefragt, ob ich auch zu ihnen komme.
Ich bin froh, wenn es manchmal kühler ist, so habe ich mehr Energie. Zu tun wäre hier ohne Ende.
Mir geht es gesundheitlich sehr gut und ich lerne viele praktische Dinge von den Mädchen.
Drei Wochen werde ich hier sein und dann bin ich drei Wochen in Malakal (s. Karte). Dort werden es mehr Lehrer sein die auf mich hoffentlich warten. Die Infrastruktur soll dort viel schlechter sein als hier – ich lass mich überraschen.
Ich freue mich jedenfalls darüber, etwas Sinnvolles tun zu können.
Liebe Grüße aus dem Südsudan
Eure Gudrun