Letzte Woche in Malakal

Jetzt schreibe ich noch einmal von hier aus. Zuerst wünsche ich allen ein schönes Klarafest!
Hier geht es gut. Meine Gruppe der Englischlernenden ist auf 18 angestiegen. Es ist eine ziemliche Herausforderung. Die jungen Erwachsenen schreiben sich kaum etwas auf und dann können sie nirgends nachschauen. Ich muss sie immer wieder ermutigen, sich die Grammatik, die ich auf die Tafel schreibe, in ihr Heft zu notieren. Vor allem die Frauen (ich hab vier!!!) arbeiten sehr fleißig mit. Beim Lehrertraining habe ich jetzt auch sieben Lehrer. Wo der Rest geblieben ist, weiß ich nicht.
Die letzten Tage hat es kaum geregnet und so ist uns das Wasser ausgegangen. Nachdem ich ja nicht sehr viel Ahnung habe, wie etwas hier läuft, war ich am Anfang schon besorgt, dass wir bis zum nächsten Regen warten müssen, um wieder Waschwasser zu haben. Das Trinkwasser bekommen wir in Containern von UN (Vereinte Nationen) geliefert. Aber es wurde mir versichert, dass es eine Pumpe gibt, die morgen wieder Wasser in den Regenwasserbehälter pumpen wird. Sonst kaufen sie Nilwasser. Das Restwasser, das jetzt noch im Regenwassercontainer ist, musste also nur für gestern und heute reichen. Ich glaub, ich hab noch nie mit dieser Art von graubraunem Regenwasser gewaschen, aber zumindest geht der Schweiß weg und ich rieche wieder nach Seife. Das Essen ist hier wirklich einheimisch und mein Körper musste sich sehr umstellen im Vergleich zu Rumbeck. Mit dem Asida (eine Art von Mehlbrei) komme ich gut zurecht, mit dem sehr schleimigen Gemüse hab ich mir schwer getan. Das Brot ist ein Gemisch aus Mehl und Wasser und meist sehr trocken. Aber wir haben eh nur in der Früh Brot (zumindest ich, die anderen essen zum Teil Reis und Bohnen schon in der Früh).
Jeden Freitag gibt es ein Treffen bei der UN und einen Bericht über die Sicherheitslage hier in Malakal, an dem immer eine Schwester von SSS teilnimmt. Freitag mittags ist dann immer ein großer Bericht bei unserem Essen. Es ist sehr interessant, so viele Informationen zu bekommen und zugleich erschreckend, was hier alles passiert – vor allem an der Grenze. Ich kann mir vorstellen, dass es in Europa während der Kriegszeit auch nicht anders war und jede/r aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, um zu wissen, wie er/sie sich verhalten soll. Ab 19.00 Uhr soll niemand mehr allein unterwegs sein, weil es zu gefährlich ist. Für mich ist das kein Problem, aber für die Menschen hier ist es schwierig, wenn sie vom Markt kommen oder von der Arbeit und die Wege so weit sind.
Am Mittwoch hörte ich mir einen Vortrag von einem Priester an, der in einer justice and peace (Gerechtigkeit und Friede) Gruppe arbeitet. Er sprach über die Folgen der Erdölverarbeitung im Südsudan und über die ungerechte Verteilung der Gewinne – manches war mir bewusst, bei vielem war ich ehrlich betroffen. Ich finde es toll, dass die katholische Kirche in solchen Gremien mitredet.
Sr. Ninet und Br. Denis waren vorgestern bei der Powerstation (Stromkraftwerk) und haben gefragt, warum wir nie Strom haben. Die Antwort war, dass sie den Generator reparieren müssen Aber seitdem haben wir zumindest zwei bis drei Stunden Strom und können die Solarbatterien aufladen.
Sonst lebe ich den gewöhnlichen Alltag hier, flicke, putze, stelle Unterlagen zusammen und staune immer wieder über die Überlebenskunst der Menschen.
An die beiden Katzen und die vier Hennen hab ich mich etwas gewöhnt, erschrecke aber immer noch, wenn sie alle während des Tages im Vorraum Zuflucht suchen, weil sie von einer herumgehenden Hyäne in der Nacht anscheinend traumatisiert sind.
pace e bene
Gudrun

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